Suzanne Valadon

Suzanne Valadon, 1885
1865 – 1938 / französische Malerin
„Ich male mit der Sturheit, die ich zum Leben brauche.“
Suzanne Valadon
Vom Modell zur Malerin

Mit gerade mal 15 Jahren kehrt sie bei der Pariser Bohème ein und aus und sitzt den großen Malern Puvis de Chavannes, Auguste Renoir und Henri de Toulouse-Lautrec Modell. Doch die aus ärmlichen Verhältnissen stammende junge Dame verdient sich damit nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern hegt eigene künstlerische Ambitionen. Während die gefeierten Künstler Porträts und Aktbilder der bildschönen Frau erschaffen, beginnt diese – im Verborgenen – längst selbst zu malen. Bald entdeckt Edgar Degas ihr herausragendes Talent, stellt ihre Arbeiten Kunsthändlern vor und verhilft ihr zu ihrer ersten Ausstellung. 1894 wird Suzanne Valadon in die »Société Nationale des Beaux-Arts« aufgenommen – als erste Frau überhaupt. 1915 feiert sie ihre erste Einzelausstellung in der renommierten Galerie der Pariser Kunsthändlerin Berthe Weill.

Suzanne Valadon „La Grenouille“, 1910
Courtesy Sammlung im Obersteg, Kunstmuseum Basel
Jenseits der Konventionen

Die Autodidaktin Suzanne Valadon ist nie in den Genuss einer künstlerischen Ausbildung gekommen – ein Umstand, der ihr Werk frei macht von jeglichen Zwängen akademischer Norm. Freigeistig ist die Künstlerin durch und durch: Mit 18 Jahren bekommt sie einen unehelichen Sohn, Maurice Utrillo, der später selbst Maler wird, doch sie lässt sich nicht abhalten, ihre Künstlerkarriere zu verfolgen. Mit ihrem jüngeren Liebhaber, dem Maler André Utter, und ihrem erwachsenen Sohn, führt sie eine ungewöhnliche Lebens- und Arbeitsgemeinschaft am Montmartre – jenseits aller bürgerlichen Konventionen.

Suzanne Valadon „The Blue Room“ 1923

Suzanne Valadon übergeht als Frau sowie als Künstlerin alle Schranken ihrer Zeit. Ihr gelingt ein außergewöhnlicher Bruch mit der jahrhundertealten Rollenzuweisung der Frau als Muse und Modell hin zur Emanzipation als Malerin. Heute gilt ihr umfangreiches Werk, das zwischen Post-Impressionismus und Moderne Verortung findet, mit ihrer charakteristisch kompakten Farbgebung und der dunklen Begrenzung der Figuren als äußerst radikal. 

Suzanne Valadon „Reclining Nude“ 1928
Ungeschönt und unbefangen

Mit ihren eindringlichen Frauenporträts und ungeschönten Aktbildern revolutioniert Valadon die Aktmalerei. Der Künstlerin gelingt die Aneignung des weiblichen Aktes aus der Perspektive der Frau – statt Projektionsfläche männlicher Fantasien zu sein, bannt sie die Körper der Frauen unbefangen und wirklichkeitsnah auf ihre Leinwand – ohne den Eindruck von Voyeurismus zu erwecken. Eine eigenwillige Künstlerin – freigeistig als Frau und radikal als Malerin.

Weitere Werke