Elisabeth Springer

Elisabeth Springer bei der Arbeit an einer Wandmalerei, undatiert
© Rosenthal-Springer-Archiv
1904–1941 / deutsch-jüdische Malerin, Bildhauerin & Schauspielerin
Ausbildung

Elisabeth Springer wurde am 2. März 1904 als zweite Tochter von David und Dorline Springer in München geboren. Dort studierte sie Wandmalerei und Keramik an der Städtischen Malschule in der Westenriederstraße und ließ sich im städtischen Kindergartenseminar zur geprüften Kindergärtnerin ausbilden. Sie nahm privaten Schauspielunterricht und bestand 1931 die Schauspielprüfung des Deutschen Bühnenvereins.

Elisabeth Springer im Kostüm, undatiert
© Rosenthal-Springer-Archiv
„Sie ist von zierlicher Erscheinung und hat eine eigentümlich rauhe Stimme, die aber durch die Vielfältigkeit ihrer Nuancierung überrascht.“
Rezension zur Aufführung des Lustspiels „Warum lügst Du, Chérie“, Central-Verein-Zeitung 1937
Elisabeth Springer auf der Bühne, undatiert
© Rosenthal-Springer Archiv
Künstlerisches Wirken

Seit den späten 1920er Jahren war Elisabeth Springer Mitglied bei dem progressiven deutschen Künstlerverband “Die Juryfreien” und dem Jüdischen Kulturbund in Bayern, Ortsgruppe München. Sie stellte ihre Werke unter anderem im Münchner Glaspalast aus. Von 1935 bis 1937 war sie eines der jüngsten Mitglieder des Münchner Marionettentheaters im Jüdischen Kulturbund.

Elisabeth Springer, Sitzende, Terrakotta, ca. 1936, Foto von Abraham Pisarek
© Rosenthal-Springer-Archiv

1936 war sie in der „Reichsausstellung Jüdischer Künstler“ im Jüdischen Museum in Berlin mit Skulpturen, Spielkarten und Masken vertreten. Im darauffolgenden Jahr verließ sie München, um festes Mitglied im Schauspielensemble des Jüdischen Kulturbundes Hamburg zu werden. Ihre Arbeit als Künstlerin und Schauspielerin wurde in den 1930er Jahren in der Central-Verein-Zeitung und der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung häufig gewürdigt.

„Die Terrakotta-Plastik Mutter und Kind in ihrer blockhaften Geschlossenheit, dem engen Aneinanderschmiegen der beiden Körper, dem strengen, unpathetischen Ernst dieser Frau mit ihrem Kind legt Zeugnis ab von der starken Begabung der Künstlerin“
Dr. Lotte Pulvermacher, Rezension zur „Reichsausstellung jüdischer Künstler“ 1936 im Berliner Jüdischen Museum, Bayerische Israelitische Gemeindezeitung 1936
Mutter mit ihrem Kind, ca. 1936, Foto von Abraham Pisarek
© Rosenthal-Springer Archiv
Das Ende

Nach ihrer Rückkehr aus Hamburg im Jahr 1939 musste sie bei der Münchner Druckerei Opacher Zwangsarbeit leisten. Ihr wurde am 7. Juli 1941 die Einreisegenehmigung in die USA ausgestellt. Ihre kurze Ehe mit dem Schriftsteller Joseph Weiß um 1940 stand möglicherweise im Zusammenhang mit ihren späten Bemühungen, aus Deutschland zu fliehen. Ansonsten blieb sie alleinstehend. Nach dem Krieg erfuhr ihre Schwester, dass Lisl lesbisch war, sie selbst hatte es ihrer Familie nie erzählt.

 

Im Herbst 1941 war Elisabeth Springer eine von 1.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern, die von München nach Kaunas in Litauen deportiert und dort am 25. November 1941 ermordet wurden.

Kopf, Terakotta, undatiert
© Rosenthal-Springer Archiv

Von ihrer Kunst erhalten sind lediglich ein kleiner modellierter Kopf, ein Aquarell und eine Zeichnung von einem Jungen mit Pferden. Eine unvollendete Wandmalerei und einige Skulpturen sind nur durch Fotografien bekannt.

„Lieber John! Alles Gute zum Geburtstag! Da ich hier keine Farben habe, ist dies für Dich mit Tinte und Zahncreme gemalt“
Elisabeth Springer, Geburtstaggruß auf der Rückseite einer Zeichnung für ihren Neffen, um 1940
Elisabeth Springer, Junge mit Pferden, Geburtstaggruß an ihren Neffen in Chicago, recto, Tinte und Zahncreme, ca. 1940
© Rosenthal-Springer Archiv

Vielen Dank an Judith Rosenthal für die Bereitstellung dieses Textes.

 

Der Kurzfilm Die Familie war jüdisch … erzählt die Geschichte der Familien Springer und Rosenthal.