Christa Dichgans

1940 – 2018 / Deutsche Malerin

Dichgans, 1940 geboren in Berlin und aufgewachsen in Düsseldorf, studierte unter anderem mit Fred Thieler und zog in den 1960ern auf Einladung des DAAD nach New York. Mit ihren akribisch ausdrucksstarken Stilleben von Bergen von Spielzeugen und Massenware, wurde sie eine der Pionierinnen der Pop-Art.

"Spielzeugstilleben (New York)" 1967 Acryl auf Leinwand
Courtesy Nachlass Christa Dichgans / Contemporary Fine Arts. Foto: Jochen Litkemann
„Bis auf wenige Ausnahmen habe ich Menschen nie direkt porträtiert. Mit dem Spielzeug, dem Gegenständlichen, den Gummitieren und Spielzeugautos, konnte ich ganz frei umgehen. Das ist ein Teil der Welt – aber aus der Distanz.“
Christa Dichgans
Überwindung weiblicher Stereotypen

Christa Dichgans lebte in einer männerdominierten Welt. Die Künstlerin erklärt ihre Situation zu der Zeit: “In den 1960er Jahren hat sich kein Mann von mir bedroht gefühlt. Männer fanden mich hübsch und furchterregend, aber meine Arbeit haben sie nie ernstgenommen.“ Seit den frühen 1960er Jahren – lange bevor die feministische Avantgarde in den 1970er Jahren Kunst und Medien polarisierte und sich auf die Überwindung weiblicher Stereotypen konzentrierte – beschäftigte sich Christa Dichgans mit dem konventionellen Frauenbild der Nachkriegszeit, das eng mit Klischees über Geschlechterrollen, Hausarbeit und Kindererziehung verbunden war. 

"Robert mit Dreirad" 1965 Acryl auf Leinwand
Courtesy Nachlass Christa Dichgans / Contemporary Fine Arts. Foto: Jochen Litkemann
Die Robert Serie

In der Robert-Serie, die Dichgans Sohn (geboren 1963) gewidmet ist, wird besonders das Kinderzimmer zu einer Fundgrube der Motive, aus welchem die Künstlerin immer wieder schöpfte. Da sie ihren Sohn zur Welt brachte, während sie noch studierte, verknüpften sich ihre elterlichen und künstlerischen Bestrebungen unweigerlich, denn als sie ihren Sohn bekam, fing sie an, sich mit Spielzeugen zu beschäftigen. Es ist auffällig, dass die Künstlerin sich mit Alltagsgegenständen und persönlichen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs zuwandte, welche sich durch ihre Diskretion auszeichnen. Die Bilder zeigen Szenen aus dem Alltag ihres Sohnes und von ihr selbst, während sie sich in der Kunstwelt der damaligen Zeit bewegt und ihren eigenen Weg als Künstlerin, junge Frau und Mutter geht.

„Dichgans Robert Serie ist ein außergewöhnliches Zeugnis einer intakten Gegenwart, der Reinheit des Kindlichen, ohne deren Erfahrung die spätere Kritik der Künstlerin an Gesellschaft und kapitalistischen Machenschaften nicht möglich gewesen wäre.“
Angela Stief
Die Grande Dame der Deutschen Pop Art

In diesem Kontext, begann Dichgans in der ersten Hälfte der 1960er Jahre Gemälde mit herausragender Unabhängigkeit und künstlerischer Qualität zu schaffen. In ihren frühen Arbeiten, die lange Zeit im Verborgenen blieben, zeichnet sich bereits ein bildnerischer Ansatz ab, der die Künstlerin zu einer der wichtigsten Figuren der deutschen Pop Art machen sollte. Zwei Dinge prägen das Werk von Christa Dichgans während ihrer gesamten künstlerischen Laufbahn: die Darstellung der Wirklichkeit und deren Verdichtung in Farbe. Dementsprechend musste sich auch der bildnerische Ausdruck von Dichgans entwickeln: Er war nicht frei und ungebunden, sondern weitgehend der Realität unterworfen. Gerade diese Ambivalenz kennzeichnete ihren Aufstieg zur Grande Dame der deutschen Pop Art, ein Titel, der ihr leider bis zu ihrem Lebensende nicht mehr verliehen wurde.  

 

 

In den letzten Jahren hat Christa Dichgans sich als sinnbildliche Figur der europäischen Pop Art dank Gruppenausstellungen im Musée d’art moderne in Nizza, der Kunsthalle in Kiel und der Kunsthalle in Wien etabliert.

Christa Dichgans ist 2018 in Berlin verstorben.

VIELEN DANK AN DIE CONTEMPORARY FINE ARTS GALLERY BERLIN FÜR DIE BEREITSTELLUNG DES TEXTES UND DER ARBEITEN.