Anita Rée
1885 – 1933 / Deutsche Malerin der Avantgarde
Anita Rées Vater ist Kaufmann und entstammt einer traditionsreichen, jüdischen Familie. Die Mutter kommt aus Venezuela. Die Familie ist wohlhabend und in der Kunst- und Kulturszene Hamburgs gut vernetzt. Es gehört zum guten Ton, dass die 1885 geborene Anita Rée als „höhere Tochter“ eine grundlegende künstlerische Bildung erhält und so werden ihre ersten Zeichenbemühungen unterstützt.
Weg zur professionellen Malerei
Rée meint es ernst mit der Malerei. Sie nimmt Privatunterricht bei Arthur Siebelist, arbeitet mit Franz Nölken und Friedrich Ahlers-Hestermann zusammen und wagt sich zum Erlernen der Aktmalerei nach Paris. Dort lässt sie sich von Fernand Léger, Picasso, Matisse und Cézanne, sowie von den alten Meistern inspirieren und verarbeitet all diese Eindrücke zu einem eigenwilligen Stil.
Die Malerin Hamburgs
Zurück in Deutschland gehört sie zu den Gründungsmitgliedern der Hamburgischen Sezession und tritt 1920 der Hamburgischen Künstlerschaft bei. Die Portrais und Selbstportraits Anita Rées, begeistern die gehobene Hamburger Gesellschaft schon damals und beeindrucken bis heute mit ihrer Feinsinnigkeit und Tiefgründigkeit. In ihren Bildern nähert sie sich dem Fremden an anderen Orten, in anderen Menschen und sich selbst. Die existentielle Frage nach der eigenen Identität stellt den thematischen Mittelpunkt ihrer Arbeit dar.
„Die zeichnet wie ein Mann!“
soll Malerkollege Franz Nölken über diese außergewöhnliche Fertigkeit Rées gesagt haben. Und auch andernorts findet ihr Werk Anklang: In den 1920ern und Anfrang der 30er stellt Rée nicht nur an ihren Wohnorten Hamburg, Paris und im italienischen Positano aus. Ihre Werke schaffen es gar bis nach Skandinavien und Cambridge, England.
Politische Verfolgung im Nationalsozialismus
Doch mit Erstarken des Nationalsozialismus in Deutschland reißt der Erfolg der Künstlerin ab. Obgleich Rée protestantisch aufwächst, wird ihre jüdische Abstammung zu ihrem Verhängnis. Aufträge werden zurückgezogen und 1933 wird sie als „artfremdes Mitglied“ aus der Hamburgischen Künstlerschaft ausgeschlossen. Die Stadt hat sie zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. 1933 nimmt sie sich das Leben.
Rettung der Werke
Nach ihrem Tod wird ihr Werk von den Nationalsozialisten weiterhin diffamiert. Ihre Werke werden für „entartet“ befunden und sollen 1937 aus den Sammlungsräumen der Hamburger Kunsthalle entfernt werden. Zu diesem Zeitpunkt befinden sie sich jedoch bereits in einem sicheren Versteck: Wilhelm Werner, der Hausmeister der Hamburger Kunsthalle, hatte sie im Sommer desselben Jahres klammheimlich in die eigene Wohnung mitgenommen. Nach 1945 reiht er die sieben Werke ebenso still wieder in den Depotbestand ein.